Evangelium nach Matthäus (3,13-17)
„Der Mann, der in kein Schema passt“, hat einer einmal über Jesus gesagt. Und tatsächlich: In allen vier Evangelien wird anders über Jesus gesprochen. Paulus tut es wieder auf seine Art und Weise. Die Persönlichkeit von Jesus ist zu reich, seine Bedeutung ist zu groß, als dass man sie mit einem Wort, mit einem Bild, in einem Schema ausdrücken könnte. Man muss es immer wieder versuchen, jeder aus seiner Erfahrung mit Jesus heraus.
Das geschieht auch wieder im heutigen Evangelium von Matthäus, in dieser Szene über die Taufe von Jesus. Eine Szene mit Bildern und Symbolen: Der Himmel, der sich auftut, der Geist Gottes in der Gestalt einer Taube, ein Zitat aus dem Alten Testament vom Propheten Jesaja.
Der Prophet Jesaja spricht da über einen „Gottesknecht“, einen „Diener Gottes“, der herausgehoben ist aus dem Kreis der übrigen Menschen. Er ist von Gott erwählt, ausgesucht, in seinen Dienst genommen. In seinem Wesen ist er ganz auf Gott und dessen Willen ausgerichtet. Gottes Geist ruht auf ihm. Daher kann dieser Gottesdiener die Haltung, die Einstellung Gottes zu den Menschen kundtun. Und wie ist diese Einstellung? „Er lärmt nicht und schreit nicht. Ins Zanken und Streiten lässt er sich nicht ein. Bittere oder überzogene Vorwürfe kommen nicht über seine Lippen. Er ist behutsam, milde, immer wieder werbend, liebevoll und mit Hochachtung. Das geknickte Rohr bricht er nicht, sondern richtet es auf. Den glimmenden Docht löscht er nicht aus, sondern er will ihn neu entfachen. Helfen, bestärken, ermutigen, das ist sein Anliegen. Gott nimmt sich die angeschlagenen und fehlerhaften Menschen an. Er will sie nicht verurteilen, sondern sie aufrichten, sie auf den richtigen Weg bringen. Das soll der Diener Gottes den Menschen erklären und kundtun.
Passt all dies, was der Prophet Jesaja über diesen Diener Gottes sagt, nicht zu Jesus? Stimmt Jesus mit seinem Wesen und Verhalten nicht überein mit diesem Knecht Gottes? Die Szene der Taufe Jesu im Evangelium will uns sagen: Jesus ist bis in sein tiefsten Wesen von Gott erfüllt, begeistert. Der Evangelist will das auch mit dem Bild der Taube darstellen: Die Taube war damals Sinnbild für Schönheit, Treue, Liebe – für die tiefsten, erhabensten Gefühle die man spürt, wenn man sich von Gott angesprochen, berührt fühlt ! Diese Begeisterung, diese tiefe innere Kraft, die entsteht, weil Jesus sich von Gott so geliebt weiß, hat es ihm ermöglicht, so zu handeln - wie Gott selbst.
Wie in der Schöpfungserzählung der Bibel Gottes Geist über den chaotischen Gewässern der Urflut schwebt und eine neue Ordnung, eine neue Welt schafft, so schwebt Gottes Geist über Jesus. Gott lässt Jesus spüren und erfahren - es wird Jesus bewusst - dass Gott etwas Besonderes mit ihm vorhat, ja dass Gott sein Vertrauen in ihn setzt. „Du bist mein geliebter Sohn. Dich habe ich erwählt.“
Das erinnert wieder an die Worte aus den Psalmen des AT, die gesprochen wurden bei der Inthronisation eines Königs (als der König zum ersten Mal den Thron bestieg): „Du bist mein geliebter Sohn...“ Der König wurde „Sohn Gottes“ genannt, weil er von Gott in seinen Dienst genommen wurde: Der König soll das Volk - im Namen und im Auftrag Gottes - leiten. Er soll dem Volk das Recht bringen, d.h. Helfen, richtig zu leben.
Das ist das Bild, die Vorstellung von Jesus, die der Evangelist mit dieser Taufszene vermitteln will. So ist Jesus. Er will in uns eine geistige Erneuerung wecken: eine neue Gottesbeziehung, eine innige Verbindung mit Gott. Denn: Gott hat zu uns sein JA gesagt.
In diesem neuen Jahr, werden wir Sonntag für Sonntag Szenen aus dem Leben von Jesus erzählt bekommen - so wie der Evangelist Matthäus sie geschrieben hat - damit wir Jesus und seine Bedeutung für uns, immer besser verstehen lernen, ja durch ihn geistig erneuert werden.